Team
Die Abteilung Verflechtung und Globalisierung
Forschende aus den Disziplinen Zeitgeschichte, Global- und Wirtschaftsgeschichte, aus Kunst- und Literaturwissenschaft sowie Kulturgeschichte arbeiten gemeinsam an einer transnationalen Geschichte des östlichen Europa.
Die Abteilung leitet Prof. Dr. Frank Hadler.
Abteilung
Verflechtung und Globalisierung
Die Forschungen dieser Abteilung zielen auf die Erklärung historischer, zum Teil bis in die Gegenwart wirkender Verflechtungsprozesse in Wirtschaft, Politik, Kultur, Wissenschaft und Recht. Das Erkenntnisinteresse liegt einerseits auf dem mit translokalen, transnationalen und transregionalen Transfers von Menschen, Ideen und Gütern verbundenen gesellschaftlichen Wandel im östlichen Europa, andererseits geht es um die Positionierung des östlichen Europa als Weltregion entlang der globalen West-Ost und Nord-Süd-Blickachsen.
Die wirtschafts-, politik-, kultur-, wissenschafts- und rechtshistorischen Forschungen leiten sich aus den übergreifenden Leitthemen des GWZO ab und sind an den Schnittstellen geschichtsregionaler Studien, moderner globalhistorischer Ansätze, den vergleichenden Area Studies und den historischen Kulturwissenschaften verortet. Sie sind verbunden durch den gemeinsamen Fokus sowohl auf den Beitrag des östlichen Europa zu überregionalen Verflechtungsphänomenen seit der Frühen Neuzeit als auch auf die Positionierung der Region in Globalisierungsprozessen.
Kritisch hinterfragt werden Interpretationen, die das östliche Europa als vom »Normalpfad« der globalen Entwicklung abweichend, rückständig, peripher oder überwiegend westliche Vorbilder nachahmend charakterisieren. Mit seinem interdisziplinären Ansatz bringt sich das internationale Team der Abteilung aktiv in die Entwicklung von Kategorien, Methoden und Theorien der inzwischen rasch wachsenden Transregionalisierungsforschung ein.
Aus der Arbeit der Abteilung
Ostmitteleuropa Transnational. Handbuch einer transnationalen Geschichte Ostmitteleuropas
Das auf mehrere Bände angelegte Publikationsprojekt ist der international erste Versuch, die Geschichte der Transnationalisierung einer europäischen Großregion zusammenfassend darzustellen. Der erste Band behandelt die Zeit von der Entstehung der »global condition« in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg, der zweite Band wird die Zeit von 1914/18 bis 1945/48 und der dritte dann die Periode des Staatssozialismus in Ostmitteleuropa behandeln.
GWZO auf Sendung | Forschungsquartett bei detektor.fm
Im Podcast bei detektor.fm werden Teilergebnisse der Forschung des vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) geförderten Projektverbunds »Multiple Transformationen: Gesellschaftliche Erfahrung und kultureller Wandel in Ostdeutschland und Ostmitteleuropa vor und nach 1989« präsentiert. Beáta Hock spricht u.a. über Kulturförderung im ehemaligen Ostblock und über eine komplette Neuorientierung der Kulturszene in der Wendezeit.
GWZO-Teilprojekt im SFB 1199
Die DFG hat den Sonder-Forschungsbereich »Verräumlichungsprozesse unter Globalisierungsbedingungen« für eine weitere Förderperiode verlängert. Die Kooperation der Universität Leipzig, des GWZO, des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL) und der Technischen Universität Dresden startete ihre zweite Förderperiode Anfang 2020. Das GWZO-Teilprojekt B03 »Sozialistische Entwicklungsmodelle für die Dritte Welt« leiten Frank Hadler, Uwe Müller und Stefan Troebst.
Neue Publikationen
Lucie Dušková und Ger Duijzings (Hrsg.) , Working At Night - The Temporal Organisation of Labour Across Political and Economic Regimes, Oldenbourg 2022
Die Nacht wird in beinahe allen Kulturen als eine besondere, grenzwertige oder »außergewöhnliche« zeitliche Zone mit eigenen Bedeutungen, Möglichkeiten und Gefahren sowie politischen, kulturellen, religiösen und sozialen Implikationen wahrgenommen. Erst in der Moderne wurde die Nacht systematisch »kolonisiert« und nächtliche Aktivität »normalisiert«, und zwar im Kontext von (industriellen) Arbeitsprozessen. Der Band lenkt die Aufmerksamkeit auf die Folgen verlängerter Arbeitszeiten und insbesondere der Nachtschichtarbeit, die in den Sozialwissenschaften bisher zu wenig erforscht wurden. Durch die Beschreibung verschiedener politischer und wirtschaftlicher »Regime« der Arbeit wird verdeutlicht, dass Nachtarbeit sowie die Ausbreitung von 24/7-Produktion und Dienstleistungen aus Sicht der globalen Arbeitsgeschichte nicht allein als ein Epiphänomen kapitalistischer Produktionsweise, sondern als ein Ergebnis der industriellen Moderne betrachtet werden sollten.
Gözde Yazıcı Cörüt, Loyalty and Citizenship. Ottoman Perspectives on its Russian Border Region (1878–1914), Göttingen 2021
Das Hauptaugenmerk dieses Buches liegt auf den Bemühungen der Osmanen, Souveränität auf ihrer Seite der neu verlaufenden russisch-osmanischen Grenze zu erlangen, wobei der Schwerpunkt auf Fragen des Staates und der Staatsbürgerschaft liegt. Es wird versucht, die folgenden Fragen zu beantworten: Wie wurde die osmanische Bürgerschaft hier definiert? Durch welche Politiken und Praktiken wurde das souveräne Territorium in der Zeit zwischen dem Vertrag von Berlin (1878) und dem Beginn des Ersten Weltkriegs (1914) wieder aufgebaut? Wie wurden Menschen, Bevölkerungsgruppen und ihre Gebiete einbezogen und ausgeschlossen, und wie wirkte sich dies auf das tägliche Leben und den Status der Staatsbürgerschaft der Menschen in der Grenzregion aus?