Thema
Geschichte der Gewalt gegen Frauen in Europa
Das Projekt untersucht die Geschichte der Gewalt gegen Frauen in Europa im langen 20. Jahrhundert. Es beleuchtet die komplexen Wechselwirkungen zwischen privatem und öffentlichem Raum, zwischen gesellschaftlichen Normen und gesetzgeberischer Praxis.
Europäische Gewalträume im Privaten: Eine Geschichte von Partnerschaftsgewalt und Femiziden ab 1900
Das Projekt untersucht die Geschichte der Gewalt gegen Frauen in Europa im langen 20. Jahrhundert, beginnend um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, als das sich ausdifferenzierende Mediensystem manche Verbrechen – vor allem Sexualverbrechen – skandalisierte und öffentlich machte, bis zur heutigen Zeit, als mit der Istanbuler Konvention von 2011 ein Wendepunkt in der internationalen Anerkennung und Ahndung von Gewalt gegen Frauen erreicht war. Im Fokus stehen Partnerschaftsgewalt/häusliche Gewalt sowie Morde an (Ex-)Partnerinnen, die von Aktivistinnen heute mit dem Begriff des „Femizid“ belegt werden. Wie wurden unterschiedliche Gewaltformen wahrgenommen, wie sichtbar und unsichtbar waren sie wo zu welchen Zeitpunkten? Welche Mechanismen des Beschweigens, Rationalisierens und Skandalisierens gab es? Und wer waren die jeweiligen Protagonist*innen des öffentlichen Diskurses? Lange Zeit blieb die weit verbreitete häusliche Gewalt gegen Frauen unberücksichtigt – schließlich war sie bis weit ins 20. Jahrhundert hinein weithin akzeptierter Bestandteil häuslicher Ordnung. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann sich diese Wahrnehmung zu ändern, als Betroffene und später Expert*innen begannen, das Thema öffentlich zu aufzugreifen. Das Projekt stellt dabei unterschiedliche Länder in Europa in den Fokus und möchte so eine europäische Geschichte geschlechtsbasierter Gewalt schreiben: Frankreich, Deutschland, Rumänien und Polen in seinen jeweiligen territorialen Erscheinungsformen sollen untersucht werden. Die Studie verfolgt einen komparativen und verflechtungsgeschichtlichen Ansatz und will zum einen neues Material vergleichend erheben und analysieren, zum anderen bisherige Forschung zu einem europäisch vergleichenden Überblick in der longue durée synthetisieren. Es beleuchtet die komplexen Wechselwirkungen zwischen privatem und öffentlichem Raum, zwischen gesellschaftlichen Normen und gesetzgeberischer Praxis, und möchte nicht zuletzt diese Form der Massengewalt in eine europäisch vergleichende Gewaltgeschichte einschreiben.