Hand hält Handy mit Karte vor dem Gebäude in dem sich das GWZO in Prag befindet. Titel: Mit der Memo App unterwegs in Prag (c) Michal Frankl

Abteilung im Aufbau

Wissen und Partizipation

Die Abteilung »Wissen und Partizipation« untersucht die vielfältigen, mitunter spannungsgeladenen Beziehungen zwischen akademischer und außerakademischer Wissensproduktion. Im Fokus steht die Teilhabe an Wissen und Wissenschaft in Geschichte und Gegenwart Ostmitteleuropas. Dortige Gesellschaften waren und sind von Diversität und Migration gekennzeichnet und kennen in besonderer Weise Marginalisierung von und Gewalt gegen unterschiedliche Gruppen.

Die Abteilung wird geleitet durch den designierten Abteilungsleiter Dr. Michal Frankl.

Bürger*innenwissenschaft – citizen science – ist seit einigen Jahren in aller Munde. In der Regel wird ihr ein hohes demokratisierendes Potenzial zugesprochen. Mitunter wird sie als bloßes Mittel zur Datenerhebung oder als anspruchsvolle Freizeitbeschäftigung (miss-)verstanden. Dabei stellen solche und andere Formen des partizipativen Forschens zunehmend etablierte Trennlinien in Frage. Wo verlaufen die Grenzen zwischen wissenschaftlichen und außerakademischen Formen der Wissensproduktionen? Wie lässt sich der Wandel historisch beschreiben? Weiter noch: Brauchen wir im Zeitalter des angenommenen Autoritätsverlusts der Expert*innen überhaupt noch eine scharfe Abgrenzung zwischen Wissenschaft und Laiengesellschaft? Oder andersherum: Ist eine klare Abgrenzung heute vielleicht nötiger denn je? Wo liegen, gerade bei Themen, denen Bedeutung in der Selbstverortung von Personen, Gruppen und Gesellschaften zukommt, Möglichkeiten, aber auch Risiken der Öffnung?

Der Blick der Abteilung richtet sich besonders auf Akteur*innen aus marginalisierten Gruppen in Geschichte und Gegenwart. Sie fragt unter anderem, wie Wissen »am Rande« versetzt und artikuliert, gehört, gespeichert oder interpretiert wird. Zudem liegt ein kritisches Augenmerk auf dem Einfluss neuer, digitaler Werkzeuge auf die Produktion wissenschaftlicher Erkenntnisse. Denn digitale Technologien, vor allem Systeme künstlicher Intelligenz (KI), ändern die Art und Weise, wie Wissen entsteht und rezipiert wird.

Mit Fokus auf geisteswissenschaftliche Fragestellungen und Methoden wirkt die Abteilung inter- und transdisziplinär als methodisch-theoretisches Labor für Bürger*innenwissen und -beteiligung. Ihre Perspektiven sind eng verknüpft mit anderen Forschungsschwerpunkten des GWZO, insbesondere den Themenfeldern »Wissen und Wahrheit« (Abteilung II), »Wissenszirkulation« (Abteilung III) sowie der Arbeitsgruppe Wissen.

Mit Sitz in Prag bildet die Abteilung »Wissen und Partizipation« eine GWZO-Schnittstelle zu tschechischen und weiteren ostmitteleuropäischen Forscher*innen, die in akademischen Institutionen arbeiten oder Lai*innen, die in ihrer Freizeit Wissen schaffen. Sie knüpft an langjährige enge Kooperationen mit vielfältigen geisteswissenschaftlichen Instituten der Tschechischen Akademie der Wissenschaften an. So unterstützt sie die Zusammenarbeit mit und in einer Region, in der Partizipation und Bürgerwissenschaft – insbesondere in den Geisteswissenschaften – noch weiter auszubauen ist.

Themenfelder der Abteilung Wissen und Partizipation

Marginalisiertes Wissen

Wissen verbindet, aber es kann auch trennen. Das Themenfeld untersucht die verschiedenen Trennlinien der Wissensproduktion und fragt kritisch, wie Beteiligung unterschiedliche Formen der Hierarchisierung infrage stellt und zur Integration beiträgt. Ein Fokus der Arbeit liegt dabei auf Wissensbeständen und -praktiken marginalisierter Gruppen.

Partizipation Digital

Digitale Technologien und Plattformen beschleunigen und erleichtern den Wissensaustausch zwischen Lai*innen und Expert*innen wie nie zuvor. Das Themenfeld untersucht die sich daraus ergebenden Auswirkungen auf die Produktion von Wissen und Erkenntnisprozessen. Möglichkeiten und Grenzen digitaler Technologien werden im Hinblick auf ihr demokratisierendes Potenzial kritisch reflektiert.