In größter Not: Kampf gegen die industrielle Wasserverschmutzung im späten Russischen Kaiserreich
Die industrielle Verschmutzung ist eines der ersten Anzeichen, das die Grenzen des Wirtschaftswachstums bereits im neunzehnten Jahrhundert markierte. Sie veränderte die Umwelt schnell und radikal und zwang Beamte, Experten, Industrielle und Bürger, nach Kompromissen und wirksamen Maßnahmen zur Verringerung der Verschmutzung zu suchen, die später die Grundlage für eine systematische Umweltpolitik bildeten.
Es gibt zahlreiche Studien zur Geschichte des Kampfes gegen die industrielle Umweltverschmutzung in den westeuropäischen Ländern und den USA, aber Russland bleibt unter diesem Gesichtspunkt fast unerforscht. Dabei könnte das Russische Kaiserreich, ein autokratischer Staat mit gut entwickelter Wissenschaft und Industrie und einem riesigen Territorium, eine reiche Quelle von Beispielen für ein besseres Verständnis der ersten Maßnahmen zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung sein.
Das Projekt zeigt, dass Umweltziele schon lange vor der sowjetischen Industrialisierung ein Faktor in der historischen Entwicklung Russlands waren: Bewegungen zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung schufen ein Erbe und Institutionen, die sich als stark genug erwiesen, um die politischen Unruhen von 1917 zu überstehen und die Umweltpolitik der UdSSR zu beeinflussen. Wenn man die Umweltgeschichte des zaristischen Russlands aus einer transnationalen Perspektive betrachtet, wird es möglich, sie in die größere globale Geschichte des Kampfes gegen die industrielle Umweltverschmutzung einzuordnen.