Thema
Die Verlagerung der Zentralorte im Frühmittelalter
Im hohen Mittelalter wurden in der Nähe älterer, schon verlassener Befestigungen neue Burgen errichtet. Warum die alten Burgen untergingen und neue in Nachbarschaft entstanden, soll durch diese Forschung beantwortet werden.
Forschungsthema
Verlagerungen von Zentralorten am Beispiel des früh- und hochmittelalterlichen Kouřim
Im 9. und am Anfang des 10. Jahrhunderts wurde Böhmen von mehreren örtlichen Fürsten beherrscht, die in verschiedenen Burganlagen lebten und nahe gelegene Gebiete verwalteten. Nach dem ersten Drittel des 10. Jahrhunderts vereinigte der Prager Fürst Boleslav I. die bisher unabhängigen Gebiete Böhmens. Dabei soll er die alten Burgen der früheren Fürsten zerstört haben. In Nähe der verwüsteten Burgen hat man neue Wehranlagen errichtet, die schon den přemyslidischen Fürsten gehörten. Ein fast ideales Beispiel zweier solcher Burgwälle kann man in Kouřim (Mittelböhmen) beobachten. In unmittelbare Nähe der etwa um Hälfte des 10. Jahrhunderts verlassene Burganlage Alt Kouřim haben die Přemysliden spätestens am Anfang des 11. Jahrhunderts eine neue Burg errichtet.
Wie verändert sich die Theorie der Verlagerungen der Zentralorte mit neuen Feststellungen der archäologischer Ausgrabungen? Verlagerten sich alle Zentralorte wirklich, oder existierten sie mindestens eine bestimmte Zeit lang gleichzeitig? Hing die Verlagerung von Alt Kouřim zur neuen Burganlage mit der Demonstration des Machtwechsels und mit der Distanzierung von der früheren Verwaltung zusammen? Oder entsprach die neue Lage besser den veränderten gesellschaftlichen Ansprüchen? Auf diese Fragen soll die Forschung Antworten suchen.