Themenfeld
Zukunftsentwürfe und Utopien in Kunst, Architektur, Literatur und Film
Nach dem Scheitern der gesellschaftlichen Großexperimente des 20. Jahrhunderts schien utopisches Denken der Vergangenheit anzugehören. Längst ist aber wieder ein steigendes Interesse an sozialen Utopien zu beobachten, bei dem sich Ernüchterung über den in den letzten Jahrzehnten dominierenden politischen Pragmatismus mit der Sehnsucht nach gerechteren, gesünderen, ökologisch verträglicheren, vielleicht auch weniger anstrengenden Lebensformen verbindet. Unter Utopien werden in dem Themenfeld radikale Entwürfe verstanden, die auf eine umfassende Umgestaltung von Gesellschaft und Lebenspraxis zielen und damit einen totalen – und latent auch totalitären – Anspruch verfolgen. Betrachtet werden aber auch ganzheitlich orientierte Reformbewegungen. In der Langzeitperspektive zeigt sich, dass Utopien einerseits zum Scheitern verurteilt sind, andererseits aber dauerhafte Spuren hinterlassen, indem sie langfristig auf gesellschaftliche Verhältnisse einwirken – und dass genau daraus ihre bleibende Aktualität resultiert.
Forschungsthemen
Architektur für neue Lebensformen
Architektur und Städtebau werden immer wieder mit Ideen einer neuen, besseren Gesellschaft verknüpft. Die Untersuchung geht der Geschichte dieser Ideen und ihren gebauten Ergebnissen nach – von den Visionen der Aufklärung über Utopien des 19. und 20. Jahrhunderts bis zu heutigen alternativen Wohnprojekten.
Die 'Care-Seite' der Arbeit
Nach 1917 sollten nicht nur Staat, Produktionsweise und Gesellschaft unter sozialistischen Vorzeichen neu gestaltet werden – auch Alltagsgewohnheiten und zwischenmenschliche Beziehungen waren im Wandel begriffen. Das Dissertationsprojekt fragt nach der Bedeutung und Darstellung von Sorgetätigkeit in den utopischen Entwürfen und Lebensrealitäten nach dem Oktoberumsturz der Bolschewiki.
Sozialistische Leinwand-Utopien
Von 1945 bis 1989 entstanden im sozialistischen Teil Europas rund 150 Film- und Fernsehproduktionen, die dem Genre der »wissenschaftlichen Phantastik« zuzuordnen sind. Die Forschungen gehen der Entwicklung der filmischen Science-Fiction in der Sowjetunion, Tschechoslowakei, DDR und in Polen nach.
Sprache und Utopie
Das Promotionsprojekt widmet sich dem literarischen Sprachwechsel in den 1920er und 1930er Jahren. Als Fallbeispiele dienen die niedersorbischen Texte von Mina Witkojc und Marjana Domaškojc im Kontext ihres deutschsprachigen Schaffens sowie die jiddischen Texte von Rachel Auerbach und Debora Vogel im Kontext ihrer polnischsprachigen Textproduktion.