Thema
Erbe ohne Erben
In der östlichen Hälfte Europas lässt sich wie in kaum einem anderen Teil der Welt beobachten, dass Kulturgüter, die zunächst als Relikte einer unliebsamen Vergangenheit verdrängt werden, mit der Zeit als Erbe angeeignet werden können. Die Fallstudien gehen diesen Prozessen nach, wobei ein Bogen vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart geschlagen wird.
Erbe ohne Erben. Kulturgut im östlichen Europa zwischen Zerstörung, Marginalisierung und Aneignung
Zum Erbe kann nur etwas werden, wenn es jemanden gibt, der sich als Erbe begreift. Umgekehrt bedeutet dies: Wenn es keine Erben gibt, werden Bauten, Kunstwerke und andere materielle Hinterlassenschaften zu bloßen Relikten der Vergangenheit.
Wie Kulturgüter zunächst als unwillkommene Relikte wahrgenommen und mit der Zeit als Erbe angeeignet werden, lässt sich über Jahrhunderte hinweg besonders in der östlichen Hälfte Europas beobachten. Das Interesse gilt der Vielfalt und Entwicklung von Haltungen und Praktiken gegenüber einst ungeliebten Zeugnissen der Geschichte – von der Zerstörung über die Verdrängung und Marginalisierung, pragmatische Umnutzung und Umgestaltung, politische Umdeutung und ideologische Aneignung bis zum Schutz im Namen universaler Werte. Dabei geht es nicht nur um die physische Dimension des Umgangs mit dem Kulturerbe, sondern auch um dessen Aneignung durch Kunst und Literatur sowie Aktivitäten von Bürgerinitiativen oder auch internationalen Organisationen.